TRU Architekten Part mbB (Berlin) mit capattistaubach urbane landschaften Landschaftsarchitekt und Architekt Part mbB (Berlin), chezweitz GmbH (Berlin) und Die Exponauten. Ausstellung et cetera (Berlin)
Beurteilung des Preisgerichts
Architektur
In dem heterogenen städtischen Umfeld erscheinen die Gedenkstätte und der Lernort widersprüchlicher Natur, nämlich zum einen extrem zurückhaltend in die Erde versenkt und über zwei Atrien belichtet, zum anderen dominant präsent durch das weithin leuchtende Billboard aus der Alltagswelt. Dieses Spannungsfeld war auch bei der Diskussion des Preisgerichts zwischen Ablehnung und Zustimmung spürbar.
Die ganze Arbeit strahlt einen wohltuend eleganten Minimalismus mit einer starken Kraft der Proportion aus. Auch das direkte Umfeld der Gedenkstätte könnte man als lapidar bezeichnen, wenn man nicht merken würde, dass genau das die Intention des Verfassers ist: alltäglich und erhaben – zurückhalten und dominant. Ob das für die gestellte Aufgabe die richtige Antwort ist, wurde im Preisgericht stark diskutiert.
Die gleiche Kontroverse bezieht sich auch auf die Zeichen im direkten Umfeld und im größeren städtischen Kontext. Nur die Außenränder der Fundorte des ehemaligen KZ-Außenlagers zu umfahren, erscheint zu wenig. Bewusst lassen die Verfasser hier große Leerstellen, genauso wie der Entwurf eher einer Ideenskizze gleicht, die vieles offenhält, wie beispielsweise die Materialität des Gebäudes. Die Konzentration liegt auf der grundsätzlichen Idee mit einer großen Offenheit zur Umsetzung.
Darin liegt die Kraft der Arbeit – allerdings auch die Schwäche.
Freiraum
Die Arbeit zeichnet sich durch eine starke Fokussierung auf die skulpturale Ausformulierung eines „Billboards“ aus. Dieses Element überlagert eine mögliche freiräumliche Gesamtkonzeption, die mit einigen Lichtbändern und einer Erdskulptur als szenografischer Rundgang im Quartier zu schwach erscheint. Das besondere Thema der historischen Waldkante wird gänzlich außer Acht gelassen. Insgesamt eine interessante Arbeit, die jedoch die freiräumlichen Potentiale nicht ausschöpft.
Ausstellungsgestaltung
Die Ausstellungsarchitektur im UG basiert auf einer Gitterstruktur, die eine hohe Transparenz und visuelle Leichtigkeit erzeugt. Die originelle und flexible Ausstellungsgestaltung bietet Möglichkeiten für wechselnde Ausstellungsinhalte.
Die räumliche Wirkung der Ausstellung im EG mit einem Archivregal und den Fundamentkisten der Baracke 4 lässt sich nur erahnen.
Und Mang Architektur (München) mit BEM, Burkhardt Engelmayer Mendel (München), sehen + verstehen, Peter Götz (München), Katja Römer (Kommunikationsdesign), Jonas Bloch (Architektur Visualisierung) und Matthias Beckh, Beckh Büro für Tragwerksplanung
Beurteilung des Preisgerichts
Architektur
Die Arbeit bildet in der Breite des ehemaligen Lagers einen klaren Riegel aus, der von seiner Stirnseite im Westen logisch erschlossen wird und an der Ostseite den Blick auf den Wald lenkt. Durch seine aufgeständerte Konstruktion löst sich der Körper zunehmend vom abfallenden Gelände, wodurch im östlichen Bereich die Möglichkeit entsteht, unter ihm hindurch zu gehen. Dies wird geschickt genutzt, um am Ort der Transformator-Fundamente eine Sichtbeziehung mit dem Ausstellungsraum herzustellen und die Nordseite mit dem Außenregal für die geborgenen Fundamente der Baracke 4 in den Ausstellungsparcours im Freien zu integrieren.
Die Stärke des Entwurfs liegt in seiner Selbstverständlichkeit der eingesetzten Mittel: eine leichte, eingeschossige Konstruktion aus Holzrahmen lässt über die ganze Länge einen breiten Mittelraum frei, der funktional und thematisch in mehrere Abschnitte gegliedert werden kann. Beidseits ist dem Raum eine dienende Schicht angegliedert, in der die Nebenfunktionen sinnvoll untergebracht sind.
An der Stelle der ehemaligen Baracke 1 ist ein Fenster in deren Kontur eingesetzt, welches den Blick auf den ehemaligen Lagerbereich freigibt. Das Motiv der Kontur findet sich zur Markierung der anderen Baracken mehrfach wieder und stellt einen einfach verständlichen Bezug her.
Insgesamt überzeugt die Arbeit durch die klare Setzung des Bauvolumens, die große Funktionalität ihrer inneren Gliederung sowie die Angemessenheit der baukonstruktiven Gestalt. Gleichzeitig erscheint der Baukörper in seiner Form auch sehr starr und ist deswegen nicht flexibel hinsichtlich möglicher Veränderungen.
Als großer Mangel wird daher die Überschreitung der Fläche um rund 30% beurteilt, wodurch auch die Baukosten proportional zu hoch liegen und das Projekt in der eingereichten Form nicht realisierbar erscheint.
Freiraum
Das Freiflächenkonzept zeichnet sich durch eine sehr zurückhaltende Gestaltung aus. Kleine aber fokussierte Interventionen erwecken Aufmerksamkeit, lassen jedoch durch ihre sehr dezente Ausformulierung befürchten, im heterogenen Stadtgefüge unterzugehen. So beschreiben die Verfasser, dass „geführte Rundgänge“ am ergiebigsten erscheinen, da sie zu Recht ihrem Konzept das gewünschte individuelle und beiläufige Aneignen der Lernorte nicht zutrauen.
Die bedeutsame historische Waldkante wird als mögliches Freiraumthema nicht aufgegriffen.
Der grundsätzlich gute gestalterische Ansatz mit interessanten Ideen bedarf einer
deutlich prägnanteren Ausformulierung, um als tragendes Gesamtkonzept zu bestehen.
Ausstellungsgestaltung
Ein gelungenes Ensemble stellt der Dreiklang aus Gedenkwand vis-à-vis der großen Fensterfront in Form des Umrisses der ehemaligen Gefangenenbaracke 1 mit dem dazwischenstehenden Modell des ehemaligen KZ-Außenlagers dar.
Die Ausstellungsarchitektur besteht überwiegend aus Lesepulten und erinnert an Schultische. Die Inszenierung der Inhalte ist dadurch wenig originell. Die Ausstellung wirkt didaktisch und damit nur wenig einladend, sich mit den Inhalten zu beschäftigen.
Ein positiver Aspekt der leichten Möblierung ist die Möglichkeit einer flexiblen Nutzung des Ausstellungsaumes, z.B. den schnellen Umbau für Wechselausstellungen.